Rachid Boudjedra

Rachid Boudjedra, geboren am 5.9.1941 in Aïn-Beida (Ostalgerien, Auresgebirge), stammt aus gutsituierten bürgerlichen Verhältnissen. Der Vater war militantes Mitglied der PPA (Parti du Peuple Algérien) und mehrfach im Gefängnis. Vom vierten Lebensjahr an besuchte Rachid Boudjedra die Koranschule, seit dem sechsten Lebensjahr die französische Grundschule. Da es an den algerischen Schulen während der Kolonisation keinen Arabischunterricht gab, waren die Kinder engagierter Eltern gezwungen, die privat finanzierten Abendschulen zu besuchen. (Boudjedra hatte daher oft einen 15-stündigen Unterrichtstag.) Von 1952 bis 1959 besuchte er das elitäre Collège Sadiki in Tunis (zu jener Zeit das einzige zweisprachige Gymnasium in Nordafrika), in dem alle Kurse doppelt, das heißt in zwei Sprachen, unterrichtet wurden. Die Entfernung von Heimat und Familie – Boudjedra kehrte nur jedes zweite Jahr nach Hause zurück –, sowie die traumatische Erfahrung einer dreifachen Identität (berberisch, arabisch, französisch) ließen diese Jahre der schulischen Ausbildung zu einer frühen Erfahrung des Exils werden. Der bereits früh dem Marxismus zugetane Autor hatte zwischen 1959 und 1962 verschiedene Funktionen als Mitglied des FLN (Front de Libération Nationale) inne und bereiste in diesem Zusammenhang Nordafrika, die Sowjetunion, China, Vietnam und Spanien. 1962–1965 Studium der Philosophie und der Mathematik in Algier, anschließend ein Jahr als Lehrer ...